Rohwolle selbst verarbeitet

Ich habe also so ziemlich alle Wollfasern ausprobiert und noch dünner und noch dünner gesponnen und dann wusste ich auf einmal nicht mehr, was ich mit diesem Nähfaden eigentlich machen soll und wurde wieder unruhig…

Auf dem Weg zur Arbeit fahre ich jeden Tag an einer Wiese vorbei, auf der Schafe stehen, quasi um die Ecke. Irgendwann habe ich es dann geschafft, den Schäfer ausfindig zu machen und mit ihm zu schwatzen. Er war sehr überrascht, dass jemand Wolle von seinen Schafen wollte. Aber ich habe es ausprobiert. Null Ahnung, wie das geht, oder was ich damit für eine Lawine ausgelöst habe.

Auch die Wolle von „meinem“ Schäfer war bei den ersten Versuchen nicht wirklich das, was ich mir vorgestellt habe und ich kam mir vor, wie ein Kindergartenkind.

Und dann habe ich facebook und die Gruppen dort entdeckt. Wow, was für eine komplett andere Welt! Viel mehr Menschen, die sich auskennen und noch mehr Erfahrungen, die andere gemacht haben! Und dann die Möglichkeit, Schafwolle zu bekommen… von den Rassen, von denen ich so enttäuscht war, aber eben frisch vom Schaf.

So grob wusste ich inzwischen, was zu tun war. Und irgendwann hat es auf einmal „klick“ gemacht und die selbst gewaschene und gesponnene Wolle war eben nicht mehr strohtrocken und kratzig, sondern tatsächlich tragbar! Heimische Wolle ist keine australische Merino. Und man sollte sich sehr schnell von dem Gedanken verabschieden, dass man sie jemals dazu verarbeiten könnte. Aber sie hat ihren eigenen Charme und Charakter. Aber auch in Deutschland gibt es Schafe, die eine wunderschöne und sehr angenehme Wolle mit sich rumtragen. „Derbe“ Wolle ist nicht immer kratzig. Nun sie ist nichts zum reinkuscheln, aber es gibt doch ein paar, bei denen ich immer wieder mal überrascht werde.